Mit keinem anderen Verkehrsmittel haben sich die Bundespolitik, die Verkehrssicherheits-Organisationen und natürlich die Auto- und Mineralöllobby über die letzten Jahrzehnte derart intensiv beschäftigt. In keinem anderen Bereich wurden massiv Steuermittel für die Forschung und für technische Unterstützungs-Systeme eingesetzt. Dennoch sollten die Wirkungen von den Nutzern sehr kritisch analysiert und die Systeme keinesfalls unkritisch „eingekauft“ werden. Wir geben Ihnen hiermit einen kurzen Überblick:

Systeme mit direktem Einfluss auf die Verkehrssicherheit

Anti-Blockier-System ABS

„ABS wirkt vor allem bei starken Bremsungen auf stark verschmutzter oder nasser Fahrbahn. Es wirkt sich regulierend auf den Bremsdruck aus und verhindert somit ein etwaiges Blockieren der Räder. Es bewirkt nicht unbedingt, wie häufig angenommen, eine Verkürzung des Bremsweges, sondern es sorgt hauptsächlich dafür, dass das Fahrzeug auch während des Bremsvorgangs lenkbar bleibt. In (...) neuen Fahrzeugen kommen mittlerweile ABS-Systeme zum Einsatz, die bei jedem einzelnen Rad das Bremsverhalten (...) nahezu optimal steuern.“[1]

Elektronisches Stabilitäts-Programm ESP

„ESP [misst] die Rotationsgeschwindigkeit der Räder, die Quer- und Längsbeschleunigung des Autos, die Bewegung des Lenkrades und das Giermoment, also die Drehbewegung des Fahrzeuges um seine Hochachse.“[2] Das Giermoment ist die Drehung des Fahrzeuges um sich selbst. Wenn bei einer Kurvenfahrt das Heck wegzieht, steuert die Elektronik dagegen.[3] „Im Rahmen des physikalisch Möglichen [verhindert es] das Unter- oder Übersteuern des Autos. [Es drosselt] gegebenenfalls den Motor und [nimmt] Tempo weg und [bremst] einzelne Räder ab, um das Fahrzeug in der Kurve zu halten.“[4]

Bremskraftverstärker

„Der Bremskraftverstärker ist eine Vorrichtung am Fahrzeug, welche es ermöglicht, mit viel weniger Betätigungskraft eine höhere Bremskraft zu erzielen. Nötig wurde diese Erweiterung, als bei den meisten Fahrzeugen auf Scheibenbremsen umgestellt wurde, weil diese eine höhere Bremskraft benötigen.“[5]

Dynamisches Kurvenfahrlicht

„Das dynamische Kurvenfahrlicht ist ein [...] Schwenksystem [...]. Dadurch werden Kurven besser ausgeleuchtet. Das System sorgt durch eine deutlich optimierte Ausleuchtung um bis zu 90% für mehr Sicherheit und ein geringeres Unfallrisiko in Kurvenverläufen. Der Verlauf der Kurve sowie Personen, Tiere oder Hindernisse hinter der Kurve sind für den Fahrer deutlich früher wahrnehmbar. In kritischen Situationen gewinnt der Fahrer so wertvolle Reaktionszeit.“[6]

Assistenzsysteme

Im Grunde sind diese „Systeme für das Grundbedürfnis Mobilität eigentlich nicht notwendig [...]. Sie entlasten aber den Fahrer von lästigen Aufgaben und ergänzen seine Fahrfertigkeiten“[7] „mit der Zielvorstellung, vor allem die Sicherheit im Straßenverkehr weiter zu erhöhen“.[8] Man unterscheidet hierbei die unmittelbare Wirkung auf die Verkehrssicherheit, eine Reduzierung der Belastung für den Fahrer und die Erhöhung des Komforts. Für alle Arten der Systeme gilt: „Die Verantwortung für die Führung des Fahrzeuges bleibt beim Fahrer, selbst dann, wenn es bei Fahrerassistenzsystemen zu Fehlfunktionen und es aufgrund dessen zu Gefährdungen anderer oder zum Unfall kommt.

Fahrerassistenzsysteme müssen daher:

  • sich darauf beschränken, Funktionen technisch zu optimieren, deren Umsetzung allein über den Fahrer erfolgt,
  • im Notfall zum Einsatz kommen, wenn der Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hat oder im Begriff ist, die Kontrolle zu verlieren,
  • eine Informationsüberflutung des Fahrers vermeiden, die ihn vom Verkehrsgeschehen ablenken kann und
  • eine einfach zu bedienende und zu kontrollierende Technik vorweisen, die eine Überforderung des Fahrers (auch Senioren) vermeidet.“[9]

 

Einige Beispiele:

Tempomat

„Ein Tempomat ist ein elektronisches Bauteil, das es dem Fahrer eines Kraftfahrzeugs ermöglicht, eine bestimmte Geschwindigkeit fest einzustellen. Hierzu wird ähnlich wie bei der manuellen Betätigung des Gaspedals, die Kraftstoffzufuhr an den Motor so geregelt, dass die mit dem Tempomat eingestellte Geschwindigkeit nicht unter- oder überschritten wird. Da immer nur soviel Kraftstoff an den Motor abgegeben wird, wie es die Geschwindigkeit erfordert, kann bei Fahrten auf Autobahnen oder Landstraßen auch mit einer Kraftstoffersparnis gerechnet werden. Aus Sicherheitsgründen schaltet der Tempomat bei Betätigung des Brems- oder Kupplungspedals sofort ab. Die vorab eingestellte Geschwindigkeit kann dann per Knopfdruck wieder abgerufen werden.“[10]

Spurhalteassistent

„Der Spurhalteassistent erkennt Fahrspurmarkierungen vor dem Auto. Nähert sich das Fahrzeug der Begrenzungslinie an, reagiert das System je nach Fahrzeug unterschiedlich: Entweder warnt der Spurhalteassistent den Fahrer, zum Beispiel durch eine Vibration des Lenkrads, oder er lenkt sanft, aber spürbar gegen.“[11]

Müdigkeitserkennungssysteme

„Die Müdigkeitserkennung empfiehlt dem Fahrer eine Pause wenn es nötig ist, denn Unaufmerksamkeit und erhöhte Müdigkeit können im schlimmsten Fall zu einem Verlassen der Fahrbahn führen. Die Müdigkeitserkennung erkennt deshalb Abweichungen vom normalen Fahrverhalten und unterstützt auf langen Strecken. Dazu wertet das System ab einer Geschwindigkeit von 65 km/h kontinuierlich das Fahrverhalten aus und zieht Rückschlüsse auf die Fahrtüchtigkeit des Fahrers. Ausgewertet werden verschiedene Signale, wie zum Beispiel das Lenkverhalten. Bei erkannter Müdigkeit wird dem Fahrer durch ein optisches und ein akustisches Signal empfohlen, eine Pause zu machen.“[12]

Überhol- oder Spurwechselassistent

„Über Umfeldsensoren überwacht der Spurwechselassistent den Bereich neben und hinter dem Auto (inklusive des toten Winkels). Setzt der Fahrer den Blinker, obwohl sich ein Fahrzeug auf der Nebenspur befindet oder sich mit hoher Geschwindigkeit nähert, warnt das System zum Beispiel“[13] „durch ein konstantes Leuchten im jeweiligen Außenspiegel auf die potentielle Gefahr hin. Anstatt den Fahrer mit unnötigen Warnungen abzulenken, wird stets die Differenz der Geschwindigkeiten berücksichtigt. (...) Der Spurwechselassistent „Side Assist“ ist die ideale technische Ergänzung zum Fahrzeug (Außenspiegel) und für den Fahrer (Schulterblick), um Gefahrensituationen beim Spurwechsel vorzubeugen und den Fahrer zu entlasten.“[14]

Abstandsregler ACC

„Ein so genannter Abstandsregler (ACC - Adaptive Cruise Control) passt die Geschwindigkeit automatisch dem Verkehrsfluss an und wahrt den Sicherheitsabstand.[15]

Nachtsichtassistent

„Der Nachtsichtassistent hilft dem Fahrer beim Sehen. Fußgänger, unbeleuchtete Radfahrer oder auch plötzlich auftauchende Wildtiere am Straßenrad bemerkt der Fahrer oft zu spät.[... Das System] beobachtet mit einer Infrarot-Kamera die Straße und stellt das Geschehen vor dem Auto auf einem Bildschirm dar. Menschen und Tiere setzen sich im Bild kontrastreich vom Hintergrund ab.“[16]

Lichtassistent

Der Lichtassistent steuert die Abblendfunktion Ihres Fernlichtes. „Eine Kamera am Innenspiegel beobachtet den Verkehr. Ab 60 km/h und bei völliger Dunkelheit schaltet der (Assistent) das Fernlicht selbstständig ein.“[17] „Der Lichtassistent ist in der Lage, vorausfahrende oder entgegenkommende Fahrzeuge (stufenlos) auszublenden, jedoch deren unmittelbare Umgebung gleichzeitig konstant mit Fernlicht zu beleuchten.“[18]

Einparkassistent

Einparkhilfen geben über einen Abstandssensor ein akustisches oder optisches Signal oder Bild mit Informationen über die Entfernung zum benachbarten parkenden Auto an den Fahrer weiter. Neuere komplexe Systeme reduzieren den Zeitaufwand und steuern selbst Parkplatzsuche und Einparkvorgang. „Wird der Parkassistent aktiviert, suchen Ultraschallsensoren automatisch nach einer passenden Lücke. Ist ein geeigneter Parkplatz gefunden, berechnet das System den Weg in die Lücke und übernimmt das Lenken. Nur Gas geben und bremsen muss der Fahrer selbst – und behält so die Kontrolle. Besonders im dichten Innenstadtverkehr wird so Stress vermieden.“[19] In ähnlicher Weise hilft das System beim Ausparken aus engen Parklücken.

Autonome Bremssysteme AEB

Derzeitig wird an autonomen Bremssystemen geforscht. Eine Warnung vor bevorstehenden Kollisionen, die Bereitstellung der maximalen Bremskraft und ein im Ernstfall selbstständig eingreifendes Bremssystem soll zukünftig zur Erhöhung der Sicherheit im Straßenverkehr (mit Fußgängern, innerorts, auf Bundes- und Autobahnen) beitragen.[20]

Navigationssysteme

Routen-Navigation

„Unter einem Navigationssystem versteht man ein elektronisches Gerät, das bei der Erreichung eines definierten Zieles behilflich ist. Es gibt dem Fahrer akustisch über eine Ansage und optisch über ein Display die optimale Routenführung zu jedem gewünschten Zielort an. [...] Mit Hilfe des Global Positioning System (GPS) kann das Navigationssystem den Standort des Fahrzeuges bis auf wenige Meter genau bestimmen. [...] Als Basisinformation dient das komplette Straßennetz als digitalisierte Karte. Nach Eingabe eines Zielortes berechnet der integrierte Navigations-Rechner die schnellste oder kürzeste Route und gleicht während der Fahrt bei aktiver Zielführung den berechneten Routenverlauf und die aktuelle Position des Fahrzeuges ab. Weichen diese voneinander ab - beispielsweise weil der Fahrer sich wegen eines Staus oder versehentlich für eine andere Strecke entschieden hat - wird eine angepasste Route berechnet.“[21]

Verkehrszeichenanzeige

„Die Verkehrszeichenerkennung informiert den Fahrer über die aktuelle Verkehrssituation. Das System erfasst mit einer Kamera die Verkehrszeichen im Straßenverkehr. Die Darstellung erfolgt in der Multifunktionsanzeige und/oder im Display des Navigationsgeräts. Der Fahrer kann sich auf das Verkehrsgeschehen konzentrieren und wird in unübersichtlichen Situationen entlastet.“ [22]

Komfort und Verkehrssicherheit

„Bequem sind körpergerechte Sitze mit straffer Polsterung und fester Seitenführung. Ein verspannter Rücken verdirbt den Fahrstil.“[23] Darüber hinaus sind noch zu nennen:

Regensensor

„Der Regensensor [...] regelt automatisch die Wischhäufigkeit des Scheibenwischers je nach Regenintensität. [...] Komfort und Sicherheit sind Vorteile des Regensensors. Der Fahrer kann sich voll und ganz auf das Verkehrsgeschehen konzentrieren, ohne dass er die Wischfrequenz nachregeln muss. Dies ist besonders bei plötzlichen Sichtbehinderungen, wie zum Beispiel beim Überholen von LKW auf nasser Fahrbahn, ein deutlicher Sicherheitsgewinn.“[24]

Reifendruckkontrollsystem

„Bei abnehmendem Reifenfülldruck verringert sich der Abrollradius des betreffenden Rades, und das Rad dreht bei gleicher Fahrzeuggeschwindigkeit schneller.“[25] Das soll möglichst vermieden werden und wird dem Fahrer über die Reifenkontrollanzeige mitgeteilt. „Das Kontrollsystem unterstützt den Fahrer bei der Überwachung des Reifendrucks. Durch die permanente Kontrolle wird eine hohe Sicherheit gewährleistet. Mit dem richtigen Reifenfülldruck verlängert sich die Lebensdauer der Reifen und der Kraftstoffverbrauch sinkt.“[26]

Crashtests von Fahrzeugmodellen

Den Ergebnisveröffentlichungen von EuroNCAP Crashtests (European New Car Assessment Programme) können Sie sicherheitsrelevante Beurteilungen und Einschätzungen europaweit vertriebener Fahrzeugmodelle entnehmen und miteinander vergleichen.

Bewertungskriterien sind Verletzungsbereiche am Körper des erwachsenen Fahrers und Beifahrers bei Front-, Seiten und Heckaufprall, bei Kindern in verschiedenen Kindersitzen und die Verletzungsschwere und -stelle bei Kollisionen mit Fußgängern. Die autointerne Sicherheitsausrüstung wird bei der Punktevergabe mitberücksichtigt.

Trainingsangebote für die Fahrsicherheit

Fahrfitnesscheck vom ADAC

Ist speziell auf ältere Fahrerinnen und Fahrer zugeschnitten. Der Fahrfitnesscheck beinhaltet eine Probefahrt im Auto unter Anleitung eines ADAC- Moderators, der bei auftretenden Problemen zur Seite stehen und gezielt Hilfestellungen geben kann.[27]

Fahrsicherheitsstraining

Solch ein Training wird deutschlandweit von verschiedenen Einrichtungen angeboten. Im Vordergrund steht hierbei das Verhalten im und mit dem Auto in Gefahrensituationen. Auf dem Testgelände werden verschiedene Bremsübungen auf verschiedenen Straßenbeschaffenheiten (Belag, mit/ohne Nässe) und unterschiedlichen Geschwindigkeiten, sowie Slalom-, Kurven- und Rückwärtsfahrten durchgeführt. Die Fahrerinnen und Fahrer sollen ein Gefühl für Ihr Fahrzeug erlangen und im realen Straßenverkehr bei Ausnahmesituationen gleich angemessen reagieren.[28]

Beispiele sind Fahrsicherheitsstrainings des Berliner Straßenverkehrsamtes und des ACE Auto Club Europa e.V.. [28]

 


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